Eigentlich wollte ich mit Sinan heute Vormittag im Gërmia Park wandern gehen doch er hatte erst am Nachmittag Zeit. So musste ich mich heute nicht so beeilen wie sonst. Dank Webradio kann ich hier auch SWR 1 hören und bekomme mit, was so zu Hause abgeht.
Strahlender Sonnenschein weckte mich heute Morgen, weil der Rollladen nicht ganz schließt. Kein Nebel also weit und breit in Sicht. So beschloss ich, heute Vormittag in den alten Bazar zu gehen.
Der Bulevardi Nënë Tereza war - wie üblich - schon belebt. Sehen und gesehen werden ist hier die Devise. Es war schön. Die Sonne schien auf die Westseite der Fußgängerzone, die Gebrauchtbuchhändler sortierten ihre Bücher, die Kastanienenbrater schürten ihr Feuer und nur die Zigarettenhändler hatten schon ihre Waren ausgestellt. Später würden sich am oberen Ende (oder unteren - je nach dem wie du es siehst) noch die Mobile- und Smartphonehändler hinzugesellen.
Die meisten Cafes befinden sich auf der Ostseite der Straße, so dass sie am Morgen noch im Schatten liegen und nicht zum Verweilen einladen.
Mein Weg führte mich zum alten Bazar. Den hatte ich zwar im Frühjahr schon besucht, er ist es aber immer wert, angesehen zu werden. Leider war er noch geschlossen und nur der Markt drum herum fand statt. Hier gab es Unmengen von gelben Paprika, Tomaten, Kartoffeln Äpfeln und weiterem Obst und Gemüse. Dazu gesellten sich die Zigarettenhändler und andere, die alles Mögliche anboten.
So findet man hier T-Shirts aller möglichen Fußballvereine, Toaster und Messer. Aber auch Gürtel und Geldbörsen warten auf Käufer.
In der Nähe haben sich Geschäfte angesiedelt, die Haushaltswaren und Installationsmaterial anbieten. Da die Pfanne in meiner Wohnung alles andere als brauchbar war und mein Spiegelei am Morgen, kaufte ich eine neue.
Auch 8 m² Plastikfolie erstand ich in der Nähe. Hier gibt es auch Spengler, die Eimer, Rohre und sogar ganze Öfen aus Blech herstellen. Hier werde ich versuchen, Schälchen für meine afrikanischen Püppchen zu bekommen.
Gegen Mittag machte ich mich mit meinen Einkäufen wieder auf den Heimweg und beschloss, unterwegs noch etwas zu essen.
Meine Wahl fiel auf ein Restaurant in der Nähe des Boulevards Nene Tereza gegenüber der der EULEX. Die EULEX wurde von der EU eingerichtet und soll beim Aufbau des Rechtswesens im Kosovo unterstützen. Vor einem Jahr ungefähr sind allerdings Angestellte dieser Organisation wegen Korruption aufgefallen. Das aber nur nebenbei. Das Restaurant bot Hamburger, Pizza, Pide und andere ähnliche Gerichte an. Ich entschied mich für eine Pide Pule (Hähnchen) und wurde nicht enttäuscht. Vor allen Dingen der Teig der Pide war sehr locker und blättrig.
Um zwei Uhr holte mich dann Sinan zu unserem
|
Im Gërmia Park |
Wandernachmittag im Gërmia Park ab. Der Park liegt außerhalb der Stadt und die Berge sind dort bis zu 1050 Meter hoch. Jetzt präsentierte er sich mit herbstlichem Farbspiel. Ich kam mir vor, wie in der Pfalz. Laut Sinan soll es etwa 17 km Wanderwege geben. Die haben wir aber nicht abgelaufen.Viele Brunnen gibt es unterwegs, im unteren Teil gibt es ein großes Freibad und unterwegs Spielplätze. Weiter oben auch ein Naherholungszentrum für Schüler mit kleinen Holzhäusern ähnlich wie in Bährenthal. Unterwegs trafen wir auch auf Reste des Kosovokrieges: eine zerbombte serbische Polizeistation. Sinan erzählte mir, dass es kurz nach dem Krieg gefährlich war, in dieser Gegend zu wandern, da es überall noch mingen gab.
|
Blick von Sinans Terrasse |
Nach unserer - zugegebenermaßen kleinen - Wanderung (ich glaube, Sinan traute mir nicht mehr zu) aßen wir noch in einer der Gasthäuser eine traditionelle albanische Joghurtsuppe.
Anschließend lud mich Sinan noch auf einen Kaffee zu sich nach Hause ein. Sinan betreibt einen kleinen Barbershop (Friseursalon für Männer) im Haus, das sein Vater nach dem Krieg gebaut hatte. In Sinans Wohnung habe ich mich gleich ein wenig verliebt, da es oben aus Backsteinen gebaut ist un man einen herrlichen Blick über die Häuser von Prishtina hat.